Der diesjährige Besuch des Vorstandes des Fördervereins fand vom 15.06. bis 22.06.2024 statt. Die Teilnehmer der Besuchergruppe waren: Andreas und Maria Malur, Axel Wilhelm und Juliane Neuenfeldt, Rimantas Dapschauskas und Rima Razmiene. Für die Beteiligten lag ein dicht gedrängtes Besuchsprogramm vor. Ziel unserer Besuchsreise war mit all unseren Partnern in Litauen ins Gespräch zu kommen, um zukünftige Förderungen von deren Projekten kennenzulernen und mögliche Unterstützung auszuloten.
Die Reise begann für die Familie Malur in Kiel. Dort fuhren wir mit dem Auto auf die Fähre nach Klaipeda. Am Sonntagabend kamen wir in Klaipeda an und übernachteten unweit des Fährhafens im Hotel „Green Park“. Das Treffen mit unserem ersten Gesprächspartner war für Montagmorgen 9:00 Uhr geplant.
Montag, 17.06.2024 Treffen mit Merunas Jukonis in Klaipeda und Kairiskai
Pünktlich 8:30 Uhr traf Merunas Jukonis, Leiter des Sozialzentrums in der Nähe Klaipedas der Evangelisch-Lutherischen Kirche ein.
Nach kurzer herzlicher Begrüßung fuhren wir zum Sozial und Gemeindezentrum, welches neu errichtet worden war, um bedürftigen Menschen ein neues und sicheres Heim zu bieten.
Das weitläufige Gelände bietet auch zahlreiche geschützte Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Handicaps. Nach diesem kurzen Aufenthalt ging es zu unserem Gesprächstermin in die Nähe von Akmene nach Kairiskai. Dort befindet sich ein Sozialzentrum in der Trägerschaft des Fondas „Prieglobstis“, ein Sozialträger der Evangelisch-Lutherischen Kirche. Vor fünf Jahren hatten wir diese Einrichtung schon einmal besucht und konnten jetzt die gute Entwicklung dieses Zentrums feststellen. Merunas hat für das nun folgende Gespräch zum Stand des Fahrradprojektes in Zagare einen Dolmetscher organisiert, so dass wir über die aktuelle Entwicklung in Zagare sprechen konnten. Unser bekannter Ansprechpartner in Zagare, Zydrunas, berichtete von der Schließung der Werkstatt und die Rückgabe der Räume im Frühjahr dieses Jahres an die Stadtverwaltung. Das Fahrradprojekt von Prieglobstis ist somit vorerst beendet.
Die gelieferten Räder wurden verwertet und der Erlös den sozialen Aufgaben für Kinder und Familien in den sozialen Einrichtungen zugeführt. Seitens des Fördervereins wurde diese Information zu Kenntnis genommen. In dem weiteren Gespräch wurde durch den Schatzmeister, Andreas Malur, das Fahrradprojekt in Svencioneliai vorgestellt und unseren Freunden aus Zagare empfohlen sich mit diesem Projekt auseinanderzusetzten. Sollte in Zagare ein solches Projekt entstehen, wäre der Förderverein bereit dieses zu unterstützen. Mit dem Wunsch auch weiterhin in Kontakt zu bleiben verabschiedeten wir uns aus Kariskai und fuhren allein weiter zu unserem nächsten Treff nach Kelme.
Gegen 16:00 Uhr trafen wir in Kelme ein. Violeta Trunciene hatte uns die Adresse der Unterkunft mitgeteilt. Dies befand sich in einem ehemaligen Gutshof, ca. 8 km von Kelme entfernt, im Dorf Pakevis.
Wir waren in diesem Hotel die einzigen Gäste. Für 18:00 Uhr war die Begrüßung der Gäste durch die Koordinatorin der Landkreisverwaltung Kelme im Bildungsbereich Daiva Stoniene und der Deutschlehrerin Violeta Trunciene vorgesehen. Pünktlich trafen unsere Gesprächspartnerinnen und Freundinnen auf dem Anwesen des Gutshofes ein. Bei einem gemeinsamen Abendessen tauschten wir die aktuellen Neuigkeiten aus.
Das Fest der deutschen Sprache, der Racas-Preis 2025 und die weiteren Motivationshilfen für das Erlernen der deutschen Sprache als 2. Fremdsprache waren unsere Themen an diesem Abend. Es wurde für uns deutlich, dass unser Engagement die Schüler motiviert, Deutsch als 2. Fremdsprache zu erlernen. Die vorgezeigten Ergebnisse rechtfertigen diesen Aufwand und Einsatz.
Dienstag, 18.06.2025 Kelme, Grazuciai, Vilnius
Am nächsten Morgen erwartete uns ein gutes Frühstück und dann ging es auf nach Kelme in das Kulturzentrum der Stadt. Dorthin hatte der Landrat des Landkreis Kelme, Ildefonsas Petkevicius, Schüler deren Eltern und Lehrer, die einen Schülerwettbewerb gewonnen hatten, eingeladen, um diese auszuzeichnen.
So etwas kannte ich nur im Sportbereich. Hier wurden Schüler zusammen mit denen geehrt, die diesen Erfolg gefördert haben, Eltern und Lehrer. Eine gute Veranstaltung. Nachahmenswert!!! Nach ca.1 Stunden verabschiedeten wir uns von den Schülern, hatten noch einen Fototermin mit dem Landrat und dann stand ein Besuch der Aukoro Pagrindine Schule auf unserem Programm.
Die Direktorin danke für die Unterstützung und für die Aufmerksamkeit und Wertschätzung die Arbeit der Lehrer.
Violeta Trunciene führte uns anschließend durch die Schule und zeigte uns ihr Sprachkabinett. Nach einem Mittagessen verabschiedeten wir uns von unseren Freunden. Es war bereits 14:00 Uhr. Unsere Freundinnen Violeta und Daiva ließen uns nicht ziehen ohne uns noch kleine Präsente, Kelmer Spezialitäten, mit auf den Weg zu geben.
Danach fuhren wir Richtung Kaunas. In dem Ort Grazuciai lebt und wohnt Laima Skaudziuviene geb. Stankeviciute.
Sie hatte vor wenigen Monaten ihr zweites Kind bekommen und ein Treffen in Vilnius wäre für sie eine zu große Belastung gewesen. Laima und ihre Familie begleitet unser Förderverein schon länger als 10 Jahre. Später werden wir auch noch die anderen Familienmitglieder Emilija, Jolanta und die Mutter Daina in Vilnius treffen. Franceska (Marija) wohnt jetzt in Kaunas und konnte nicht zu unserem Treffen kommen, da ihr Freund an diesem Tag ins Krankenhaus gekommen war. Laima fühlt sich wohl auf dem Dorf. Sie hat einen eigenen Garten, eine schöne Wohnung und auch nicht weit zur Arbeit. Sie ist uns sehr dankbar für die Hilfe und Unterstützung in den schweren Jahren. Nach Kuchen und einer guten Tasse Kaffee ging es gegen 18:00 Uhr auf nach Vilnius. Es war schon Abend, als wir bei Antanas Petkunas, unserem Vilniuser Freund eintrafen.
Herzlich wurden wir von seiner Familie, seiner Frau Agne, Tochter Amelija und Sohn Arnas willkommen geheißen. Da die Sommernächte um diese Zeit noch lange hell sind, gab es noch Zeit für anregende Gespräche. Später bezogen wir unser bekanntes Quartier im Gartenhaus der Familie Petkunai.
Mittwoch, den 19.06.2024 Vilnius
Der Tag begann ruhig. Erst um 11:00 Uhr hatten wir einen Termin bei Ona Selevic vereinbart. Ona, hat in den Jahren, in denen Antanas in Prag tätig war, für unseren Förderverein als Übersetzerin gearbeitet. Sie ist pensionierte Deutschlehrerin und konnte unsere Sprachdefizite weitestgehend kompensieren. Wie immer hatte ich die richtige Zufahrt zu ihrer Wohnung verpasst und musste einige Zusatzrunden drehen. Habe es aber dann doch noch geschafft. Ona ist unserem Förderverein sehr verbunden und bietet ihre Dolmetscherdienste auch weiterhin an, wenn immer nötig.
Wichtiger Termin an diesem Mittwoch war die Abholung des Fördervereinsmitgliedes Axel Wilhelm und Frau Juliane vom Flughafen Vilnius. Pünktlich landete die Maschine aus Berlin und wir konnten beide Neuankömmlinge in Vilnius begrüßen. Für beide Neuankömmlinge war dies der erste Aufenthalt in Vilnius und Litauen. Vom Flughafen ging es, nach dem das Schrankenproblem gelöst war, direkt zur Unterkunft in die Antakalnio gatve 75. Dort bezogen sie ein schönes Gäste-Apartment.
Danach fuhren wir zu unserer Unterkunft bei der Familie Petkunai.
Nun war die Besuchsdelegation des Fördervereins komplett und wir konnten am nächsten Tag das offizielle Besuchsprogramm starten. Nach dem kurzen Kennenlernen fuhren wir in das nahegelegene Mühlenrestaurant zum Abendessen – später brachte ich Axel und Juliane zurück in ihr Apartment.
Donnerstag, 20.06.2024 Sozial- und Familienzentrum „Jurgio Matulaicio“ Vilnius
Pünktlich, wie vereinbart, holten wir Axel und Juliane um 9:00 Uhr ab und fuhren zum Sozial-und Familienzentrum „Jurgio Matulaicio“. Dort warteten bereits Jurgita (Jurga) und Sigita auf uns zur Fahrt in das Feriencamp Vindeikiai.
Gegen 10:30 Uhr kamen wir auf dem Ferienhof, einem ehemaligen Bauernhof, an. Die Bungalows waren neu gedeckt und außen gestrichen. Das allgemeine Ausstattungsniveau ist schlicht. Dennoch ist die Nutzung des Ortes durch Einzelpersonen, Familien und Gruppen in den Sommermonaten intensiv.
Für die Ausstattung der Gemeinschaftsküche bat Sigita um Hilfe. Dem Sozialzentrum sind die Defizite des Ferienortes bewusst und bekannt. Man wird und will diese Defizite in Schritten verringern. Erste Schritte wurden getan, weitere werden folgen, auch Dank der Hilfen.
Gegen 13:00 Uhr waren wir wieder im Zentrum in Vilnius. Familien und deren Sozialarbeiterin warteten schon auf uns.
Beim gemeinsamen Mittagessen im zentrumeignen Tagescafe „Agape“ gab es Gespräche mit Familien, Kindern und deren Betreuern. Wir erfuhren vom Alltag der Familien und Kinder, erlebten den engen Kontakt zwischen dem Familienzentrum sowie den Sozialarbeiterinnen und den Familien.
Beim anschließenden Rundgang durch das Zentrum besichtigten wir den KinderTagestreff, die neurenovierten Gruppenräume, den Tagestreff für Menschen mit Handycap, die Arbeits- und Beratungsräume der Sozialarbeiterinnen, den Kindergarten und den Jungendtreff SOFKE. In allen Räumen entdeckten wir Spuren unserer Hilfen.
Nach dem wir SOFKE einen Besuch abgestattet hatten, war unser Besuchstag fast abgeschlossen. Es ist schon zur Tradition geworden, dass dieser Besuchstag mit einer offenen Gesprächsrunde in einem Lokal zu Ende geht. Es wurde ein schöner Abend mit offenen und guten Gesprächen. Zum Abschluss lud uns Jurga zu einer Johannisfeier in den Verkiu Rumai Parkas ein. Wir sagten zu und freuten uns schon auf den morgigen Abend.
Freitag, 21.06.2024, Svencionys, Kaltanenai, Svencioneliai
Um 8:30 Uhr starteten wir in Vilnius nach Svencionys. Dort erwartete uns um 10:00 Uhr Rima Razmiene die Schulleiterin des Gymnasiums. Rima, selbst Mitglied im Förderverein, hatte unseren Aufenthalt in dieser Region gut vorbereitet. Nach einer kurzen Begrüßung in ihrem Büro machten wir einen Rundgang durch die Schule und trafen dann auf eine Gruppe Jugendliche, die sich mit uns über ihre Themen austauschen wollten.
Einige Gesichter kannten wir bereits aus dem letzten Jahr. Mit der Verständigung gab es keine Probleme, zumal uns heute mit Rimantas Dapschauskas ein weiteres Vereinsmitglied als Dolmetscher neben Rima zur Verfügung stand. Die Gesprächsthemen waren u.a. der russische Angriffskrieg in der Ukraine, die Sicherheit Litauens, die Europawahl, Freizeit und Hobbys der 16jährigen in dieser Region. Nach 1 ½ Stunden drängte Rima zum Aufbruch, denn in der Regionalverwaltung wartete der stellvertretende Regionalbürgermeister Erikas Demidovas auf uns. Sein Chef, Rimantas Klipcius, musste sich entschuldigen lassen, da er kurzfristig einen wichtigen Termin mit dem Verteidigungsminister wahrnehmen wollte.
Erikas ging kurz auf die Verschiebung des Besuches aus dem Landratsamt Sömmerda ein und zeigte Verständnis für diese Entscheidung, hoffte aber auf die Nennung eines neuen Besuchstermins. Der Vizebürgermeister bedankte sich sehr herzlich für die große Unterstützung des Fördervereins beim Aufbau einer Fahrradverkehrsschule mit integrierter Werkstatt und einem Verkehrsgarten. Die Leistungen der Regionalverwaltung, wie Bereitstellung geeigneter Räume, gesicherte Finanzierung eines fachkundigen Projektleiters, Einbindung verschiedener staatlicher Dienststellen wie Schulen, Tagestreffs oder soziale Einrichtungen ließen erkennen, dass der im Herbst 2023 in Sömmerda bei der Kreisverkehrswacht durchgeführte Workshop nicht ohne Folgen geblieben ist. Wir waren sehr gespannt auf den Nachmittag beim Besuch des Fahrradzentrums in Svencioneliai. Aber zuvor ging es zum Jugendtourismuszentrum nach Kaltanenai, wo der Leiter dieser Einrichtung Kestutis Lisauskas und sein Team uns bereits erwartete.
Kestutis war es, der in Sömmerda die Möglichkeiten eines Fahrradzentrums mit Schwerpunkt Verkehrserziehung, Mobilität für Schüler im ländlichen Raum und Einrichtung einer Selbsthilfewerkstatt für junge Fahrradmonteure erkannte und zielgerichtet an der Umsetzung arbeitet. Die aktive Unterstützung des Landrates Klipcius ist hierbei besonders herauszuheben.
Nach einem kräftigen Mittagessen wurden wir zu einer Kanutour auf dem Fluss Zeimena eingeladen. Nach Aussage Kestutis sei dieser Fluss der sauberste in Litauen! Danach ging es direkt zu unserer vierten Station nach Svencioneliai. In einem ehemaligen großen Schulgebäude wurde von Kestutis Lisauskas die zukünftige Fahrradverkehrsschule eingerichtet.
Im selben Gebäude befindet sich auch ein Kindertagestreff, vergleichbar mit einem Schulhort in Deutschland. Der neue Werkstattleiter und Projektleiter Valerijus zeigte mit Stolz seine Werkstatt, in der Schüler die Pflege und Reparatur von Fahrrädern erlernen können. Ein Verkehrsgarten wird noch im Außengelände angelegt, für die Wintermonate kann schon jetzt die Turnhalle genutzt werden.
Zwei Erzieherinnen freuen sich schon jetzt auf ihre neue Aufgabe, Grundschülern die Straßenverkehrsregeln zu vermitteln und auf dem Fahrradparcours praktisch einzuüben. In fünf weiteren Räumen lagerte die mit dem Transport aus Kölleda, unserem Hilfsgüterlager, eingegangene Fahrräder und weitere nützliche Hilfsgüter.
Was unsere kleine Delegation zu sehen bekam, übertraf unsere Erwartungen und wir freuen uns schon auf das Wiedersehen im nächsten Jahr, wenn diese Fahrradverkehrsschule voll seinen Betrieb aufgenommen haben wird. Ein aufregender und erkenntnisreicher Aufenthalt in der Region/Landkreis Svencionys ging zu Ende.
Gegen 17:30 Uhr fuhren wir zurück nach Vilnius. Dort wartete bereits der nächste Höhepunkt auf uns, die Teilnahme an einem Sommersonnenwendefest in Verkiu Rumai Parkas.
Es ist ein typisches litauisches Volksfest rund um den Johannistag am 24. Juni. Das Fest im Verkiu-Park begann gegen 20:00 Uhr. Etwa 1000 bis 2000 Menschen haben sich auf diesem Plateau versammelt um fröhlich und ausgelassen diese längste Sommernacht zu feiern. Alles ohne Alkohol und Kommerz. Die Frauen und Mädchen sowie einige Männer waren in ihren Trachten gekommen. Frauen und Mädchen schmückten sich mit Blumenkränzen, die sie auf dem Weg zum Festplatz vorher auf der Wiese gepflückt hatten. Den ganzen Abend wurde getanzt und gesungen. Gegen 23:00 Uhr wurde dann das Johannisfeuer entzündet und die Menschen tanzten bis Mitternacht um die hochauflodernden Flammen.
Ein wunderbarer Blick zeigte sich als der Vollmond sich über die Stadt erhob und in der unter uns fließenden Neris sich spiegelte. Ein unvergesslicher Abend und ein schöner Abschluss der Vorstandsbesuches 2024.
Samstag, 22.06.2024
Axel Wilhelm und Juliane erkundeten noch für ein paar Stunden die Altstadt von Vilnius und flogen dann zurück nach Berlin.
Wir hatten noch einige Besuchstermine vor uns. Wir trafen uns mit Tomas Kurapkaitis in seinem Kinderhaus und trafen uns mit der Familie von Laima, Stankeviciai.
Zum Abschluss unseres Aufenthalts in Litauen begegneten wir der Person, mit der alles in dem Sozialzentrum“Pal. Jurgio Matulaicio“ 1993 begonnen hatte, Pfarrer em. Medardas Ceponis.
Bericht erstellt:4. August 2024
Anreas Malur
Vorstand / Schatzmeister