Bericht zum Arbeitsbesuch 2022 der Mitglieder des Projekts Fahrradwerkstätten

Wir, das sind die beiden Mitglieder unseres Partnervereins der Kreisverkehrswacht Sömmerda e. V., Stefan Ehrhardt und Frank Wendt, meine Frau Ina und ich, als verantwortlicher Koordinator für die Sachspenden und die Funktion der Fahrradwerkstätten, haben vom 26. September, bis zum 01.Oktober, unsere Partner in Litauen besucht.

Unsere Agenda sah vor, gemeinsam mit unseren Partnern vor Ort den Fortgang der Fahrradwerkstätten zu besprechen sowie den Fahrradmonteuren vor Ort, Schulungen und Praxisübungen durch die Spezialisten der Verkehrswacht anzubieten.

Bedingt durch die Pandemie, konnten wir uns zwei Jahre lang darum nicht persönlich vor Ort kümmern.

Bei den beiden Fahrradwerkstätten in Reskutenai und Neu Akmene hatte sich seitdem viel verändert. In Reskutenai waren durch Todesfälle im Vorstand des Dorfvereins und des Chefs der Fahrradwerkstatt wichtige Partner nicht mehr vorhanden.

Beratung in der Werkstatt in Reskutenai

Der Dorfverein schlug deshalb vor, die Zusammenarbeit mit dem Kulturzentrum Kaltanenai zu suchen und die Fahrradwerkstatt an diesen neuen Standort zu errichten. Die Umsetzung erwies sich als schwierig. Es bedurfte der Unterstützung des Landkreises und des Landrates aus Svencionys, um das Angebot des Fördervereins an das Kulturzentrum verständlich zu vermitteln. Nach diesen Gesprächen verstärkte sich unser Eindruck, dass seitens des Kulturzentrums weiterhin großes Interesse an einem gemeinsamen Fahrradprojekt besteht. Dazu waren bereits im Sommer Gespräche mit dem Landrat des Landkreises Svencionys, bei seinem Besuch im Landkreis Sömmerda erfolgt. Man zeigte sich dabei sehr interessiert an dem Projekt und wollte sich um eine geeignete Partnereinrichtung dafür kümmern. Alle Beteiligten sagten zu, nach belastbaren und zukunftsfähigen Lösungen zu suchen.

Thomas Daniel (r) und Antanas Petkunas (l) in der Fahrradwerkstatt von Reskutenai.

Bis eine solche Lösung vorliegt, schlug Teamleiter Thomas Daniel vor, dass das Fahrradprojekt in Akmene vorrangig verfolgt werden sollte.  

Am Montagvormittag, zum Beginn unseres Arbeitsbesuchs, haben wir dann das Tourismuszentrum in Kaltanenai besucht, wo nach dem Wunsch des Landrats die Fahrradwerkstatt eingerichtet werden sollte.

In längeren Gesprächen mit den beiden Mitarbeitern und dem Leiter der Einrichtung gelangten wir jedoch zu der Überzeugung, dass man vor Ort kein schlüssiges Werkstattkonzept besitzt, weder räumliche noch personelle Vorstellungen entwickelt hatte und somit derzeit auch nicht seitens des Fördervereins weiterfolgt werden sollte. Die Gespräche am Abend zeigten aber auch, dass es weiterer Gespräche bedarf, um das Angebot des Fördervereins das Fahrradprojekt von Reskutenai anderen Orts fortzuführen. Bei diesem Treffen mit dem Landrat haben wir das Problem erneut vorgetragen und sind damit auf Verständnis und Interesse gestoßen. Durch den Landrat besteht weiterhin Interesse an einer Fahrradwerkstatt, welche im Sinne unseres Vereinszwecks betrieben wird. Ein geeigneter Partner dafür muss aber erst noch gefunden werden. Dazu warten wir die Vorschläge des Landrats ab.

Hauptgebäude des Tourismuszentrums in Kaltanenai

Eine Alternative war in unserer kurzen geplanten Besuchszeit nicht zu organisieren.

Deshalb haben wir erst einmal die wichtigsten Arbeitsmittel aus der Werkstatt in Reskutenai zusammengepackt und nach Akmene mitgenommen.

Am Dienstagmittag sind wir zu unserem Fahrradprojekt Akmene, nach Zagare, weitergefahren. In diesem Städtchen, ca. 30 km von Neu Akmene entfernt befindet sich seit einem Jahr die Fahrradwerkstatt unseres Partners Priglobstis Fondas.

Alle verantwortlichen Akteure und auch die Monteure waren neu für uns, auch die Räumlichkeiten der Werkstatt kannten wir noch nicht.

Als wir am Mittwochvormittag die Fahrradwerkstatt besichtigt haben, lernten wir drei motivierte Monteure und den neuen Leiter Zydrunas kennen.  Die Werkstatt befand sich in unzureichend eingerichteten Räumlichkeiten einer ehemaligen Verkaufsstelle, Nicht nur, dass dafür eine monatliche Miete in Höhe von 250,- EUR und zusätzliche Betriebskosten zu entrichten waren. Im Gebäude gab es keine sanitären Anlagen und kein fließendes Wasser.

Veränderungen dürfen darin nicht durchgeführt werden und die alte Einrichtung stand überall im Wege. Werbung für die Werkstatt war nicht vorhanden und für die Monteure waren die vorhandenen Arbeitsbedingungen völlig unzureichend.

Uns war klar, dass diese Probleme dringend geändert werden mussten. Auf unsere Nachfrage organisierte der Dolmetscher noch am gleichen Tag einen Termin beim Bürgermeister. Bei dem Besuch am Nachmittag haben wir ihm das Problem und die Grundlagen unserer gemeinsamen Zusammenarbeit erklärt. Er hatte sofort eine Lösung und bot uns Räumlichkeiten in einem Stadteigenen Gebäude an, die kostenlos genutzt werden können. Nur Strom muss selbst bezahlt werden.
Der Umzug könnte bereits in wenigen Tagen erfolgen. Das Problem scheint gelöst, es gibt bald eine bezahlbare Werkstatt.

Die vom Werkstattteam bereits reparierten Fahrräder wurden von Herrn
Wendt einer gründlichen Kontrolle unterzogen und natürlich noch
Verbesserungsmöglichkeiten festgestellt. Damit begann dann die Schulung der drei Monteure, die bis Freitagnachmittag die Instandsetzung aller Komponenten beinhaltete.
In Eigeninitiative stellte das Fahrradteam einige von uns gespendete
und reparierte Fahrräder zur Ausleihe an einem Naherholungsgebiet nahe der Stadt bereit. Über alle anderen vorhandenen Probleme haben wir gesprochen und
arbeiten an einer zeitnahen Lösung.

Am Ende unseres Besuchs waren alle vorhandenen Fahrräder repariert
und zur Abgabe bereit. Wir haben bei der Auswertung unseres Besuches vor Ort festgestellt, dass die zweieinhalb Tage Ausbildung nicht ausreichen, um das erforderliche Mindestmaß an Wissen und Fertigkeiten eines Fahrradmonteurs   vermitteln zu können. Deshalb planen wir, die Monteure 2023 für eine Woche nach Sömmerda einzuladen, um diese direkt in der Fahrradwerkstatt der
Kreisverkehrswacht weiter auszubilden.

Leihfahrräder im Naherholungsgebiet
Auch ein repariertes Kinderrad musste natürlich von Herrn Wendt Probe gefahren werden
zukünftige Monteure mit unseren Partnern zum Ende der Ausbildung

Bei einem Besuch im Gymnasium in Vieksniai kam es zu einem Gespräch mit dem Schulleiter, den wir schon viele Jahre kennen.

In die Schule haben wir vor einigen Jahren bereits Fahrräder für Schüler gebracht, die sich ein eigenes Fahrrad sonst nicht leisten können.

Durch den Schulleiter wurde jetzt die Anfrage an uns herangetragen, ob wir der Schule erneut und regelmäßig Fahrräder zur Verfügung stellen könnten. Da auch hier der Bedarf für Reparaturen vorhanden ist und auch die Bereitschaft einiger Schüler, sich das Wissen dafür anzueignen, plant die Schule die Einrichtung einer eigenen Fahrradwerkstatt, als Schülerlernprojekt. Die Kosten dafür würde die Schule selbst übernehmen und auch einen geeigneten Monteur dafür finden, der sein Wissen an die Schüler weitergibt.

Außerdem hat die Schule als Partner einen im Ort ansässigen Spediteur, der im Gegenzug die Transporte für uns kostengünstiger durchführen könnte.

Wir werden diese Ankündigung konstruktiv begleiten und nach Möglichkeiten suchen, diese Ideen Wirklichkeit werden zu lassen.

Der Hauptraum der künftigen neuen Fahrradwerkstatt.

Thomas Daniel
November 2022