Wie gewohnt hat unser Mann vor Ort, Antanas Petkunas, alles perfekt vorbereitet. Die Termine waren alle abgestimmt und auch die erforderlichen Transfers organisiert. Diesmal erhielt Antanas beim Übersetzen Unterstützung durch Ona Selevic, einer pensionierten Deutschlehrerin aus Vilnius. Erstmalig konnte unser Vorsitzender Wolfgang Gärthe, auf Grund persönlicher und familiärer Umstände, nicht an diesem Arbeitsbesuch teilnehmen. Er wurde bei allen Treffen in Vilnius und in Reskutenai sehr vermisst
Mittwoch, 10.10.2018
Besuch des Goetheinstituts in Vilnius
Pünktlich zur vereinbarten Zeit traf unsere kleine Abordnung im Goetheinstitut auf dem Gediminas Prospekt ein.
Im Institut erwartete uns schon Frau Nijolia Buinovskaja. Sie informierte über die Vorhaben des Goetheinstitutes. Wir stellten fest, dass viele uns bekannte Personen aus Kelme und Kivyliai sehr gut vernetzt mit dieser Einrichtung sind.
Die weitere Unterstützung und Begleitung unserer Aktivitäten in Kelme wurde zugesichert. Nach ca. einstündigem Gespräch verabschiedeten wir uns mit dem Versprechen uns in Kelme am 12.04.2019 wiederzusehen.
Abendessen mit der Familie Stankeviciai
Die drei großen Mädchen ließen sich es nicht nehmen die Gaststätte selbst auszusuchen und alles zu organisieren. Ihre anfängliche Aufregung legte sich schnell, denn sie bemerkten, dass es uns gefiel und es sehr angenehm war.
Am Abend hatte Antanas den Dolmetscherdienst übernommen. Die Mädchen erzählten aus ihrem Alltag, von ihren Wünschen, Hoffnungen und Plänen. Die drei großen Töchter sind alle berufstätig und leben weiterhin im Haushalt der Mutter. Nur Marija, die jüngste Tochter, geht noch zur Schule. Die Familie macht auf uns einen stabilen Eindruck. Die Töchter tragen finanziell und auch praktisch zum geordneten Leben in der Familie bei. Die Mutter Daina fasste die Situation so zusammen: „Ich habe jetzt keine Sorgen mehr. Meine Töchter unterstützen mich, wir kommen zurecht“. Diese Aussage erschien uns nach den Darstellungen und Aussagen der großen Töchter glaubhaft.
Seitens des Familienzentrums bestätigte Sigita Bodonaite diese sehr positive Entwicklung, sieht aber dennoch den Bedarf an familienbegleitender Hilfe.
Laima haben wir insbesondere zum Stand des Studiums befragt. Sie studiert im 3. Semester und arbeitet in einen Autocenter. Wir haben ihr dringend die Bitte überbracht, den Förderern über den Fortgang und die Ergebnisse ihres Studiums schriftlich zu berichten. Sie versprach dies zeitnah nachzuholen. Das Familienzentrum will die Umsetzung dieser Zusage im Auge behalten.
Nach ca. 3 Stunden, so gegen 21:00 Uhr verabschiedeten wir uns von einander und gaben der Familien Stankeviciai die Gewissheit, dass wir sie auch in Zukunft begleiten werden.
Donnerstag, 11.10.2018
Besuch der Deutschen Botschaft in Vilnius
Seit Jahren ist der Botschaftsbesuch ein fester Termin auf unserem Besuchsablauf. Diesmal hatten wir ein sehr angenehmes und informelles Gespräch mit dem Leiter der Kultur- Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Herrn Mathias Kobs. Frank Greßler nutzte dieses Gespräch, um seinen Wunsch nach Kontakten zur Bundeswehr in Litauen vorzutragen. Herr Kobs erläuterte uns die rechtliche Situation des Einsatzes der Bundeswehr im Baltikum. Ein direktes Zugehen erscheint schwierig oder ist kaum möglich, denn die Soldaten sind im Rahmen eines Nato – Kontingents in Litauen stationiert. Der Wechsel der Soldaten erfolgt in halbjährigen Zeitabständen. Dennoch ermutigte er uns die Kontaktaufnahme zu versuchen. Die Ansprechstelle befindet sich im Verteidigungsministerium in Berlin.
Die Wiederbesetzung der Kulturreferentin wird im II. Quartal erfolgen. Dennoch hat sich Herr Kobs den Termin des Festes der Deutschen Sprache am 12.04,2019 aufgeschrieben. Er wird es der Botschafterin vortragen und geht davon aus, dass er möglicher Weise selbst daran teilnehmen werde, so weit es der Terminkalender zulässt.
Nach dem wir noch über aktuelle Entwicklungen in Litauen uns ausgetauscht haben verließen wir die Botschaft. Neu war: Diesmal mussten wir nicht unsere Handys vorher abgegeben!
Projektbesprechung im Familienzentrum Jurgio Matulaicio
Mit leichter Verspätung trafen wir im Sozial- und Familienzentrum ein. Die Leiterin des Familienzentrums Rimante Eidukeviciute begrüßte die Gäste aus Erfurt. Der erste Teil der Besprechung war allgemeiner Natur und diente auch dem Kennenlernen des neuen Pfarrers. Seit August 2018 hat er diese große Pfarrei übernommen. Es bedarf noch weiterer Zusammenkünfte mit konkreten Anliegen, um eine Einschätzung vornehmen zu können. Der Pfarrer zeigte sich offen für eine Unterstützung der Projekte. Hierbei haben wir beispielhaft an die Weiterentwicklung des Zeltprojektes gezeigt, welche Hilfe wir seitens des Pfarrers erhoffen. An diesem Gespräch nahm auch Tomas Kurapkaitis teil. Er brachte zwei mögliche Grundstücke ins Gespräch, wo ein Dauercamp des Familienzentrums errichtet werden könnte. Das Familienzentrum schlug die ihr gehörende Immobilie nahe Sirvintos als Entwicklungsgebiet vor. Eine Besichtigung wurde für Montag vereinbart.
Den zweiten Teil übernahm die Projektverantwortliche in der Familienhilfe Sigita Bogdonaite. Sie stellte uns die Geldflüsse der vergangen 3 Jahre dar und erläuterte die Gründe warum sie keine Anträge gestellt haben. Sie gingen davon aus, dass unsere Besprechungen gleichzeitig die Zusage weiter Mittel gewesen wären. Da Sigita, zudem in der Vergangenheit durch Krankheit längere Zeit ausgefallen war, blieb vieles liegen, so auch die Antragstellung. Im Gespräch wurde noch einmal der Ablauf von Antrag bis Mittelzusage erläutert. Darüber hinaus wurde gebeten alle Anträge umgehend an den Verein zurichten. Der Förderverein hat zugesichert noch im November verbindlich dem Familienzentrum mitzuteilen, mit wie viel Hilfe zurechnen ist.
Positiv wurde die Situation der Familien Stankeviciai hervorgehoben. Die Familie ist stabil. Dem Familienzentrum wurde empfohlen, die Prioritätensetzung bei den Mädchen hinsichtlich ihrer Pläne anzusprechen.
Deutlich besprochen wurde das Problem bei Abschluss von Beschäftigungsprojekten oder Verträgen ohne vorherige Antragstellung und Bewilligung des Antrages. Z.B. die Beachtung von Kündigungsfristen, gesetzlichen Neuregelungen Mindestlohn u.a.m.
Sigita sagte zu, sich zeitnah mit Antanas in Verbindung zusetzen und die fehlenden Anträge nachzureichen.
Unsere Dolmetscherin Ona Selevic leistete gute Arbeit und übersetzte alles sehr routiniert.
Freitag, 12.10.2018
Besuch Sozialhaus und Fahrradwerkstatt in Reskutenai
Um 10:00 Uhr starteten wir von Vilnius aus in Richtung Reskutenai. Unser Ziel erreichten wir um 11:30 Uhr. Die Vorsitzende des Dorfvereins, Jane Petkuniene, wartete bereits mit einigen Mitstreiterinnen auf uns. Sie luden uns zu einer kleinen Stärkung in das Dorfzentrum ein. Danach besuchten wir das Sozialhaus mit der gut eingerichteten Fahrradwerkstatt. Der Werkstattmeister zeigte uns die Werkstatt und bedankte sich für die Spenden und die Ausbildungshilfe, die durch unseren Fahrradprojektverantwortlichen Team Thomas Daniel erbracht worden ist.
Dr. Frank Greßler konnte feststellen, dass das Sozialhaus wirklich von der Gemeinde Reskutenai und den benachbarten Dörfern gut angenommen wird.
Bei dem anschließenden Besuch des Handwerkerzentrums wurden wir eingeladen zu Zepelinai und Bratäpfeln. Im Gespräch mit der Dorfvereinsvorsitzenden wurde auch die enge
personelle Situation der Aktiven besprochen. Jane Petkuniene sprach, dass man an Grenzen des Leistungsvermögens stoße. Die Bereitschaft zu helfen sei nach wie vor groß aber die personellen Möglichkeiten sind begrenzt. Für den Förderverein ergibt sich hieraus die Notwendigkeit alle Aktionen in Art und Umfang mit Augenmaß vorher abzusprechen.
Jane Petkuniene fragte an, ob der Förderverein Kontakte vermitteln oder herstellen könnte zu Jugendgruppen in Deutschland, deren Interessen besonders im Bereich Umwelt und Naturschutz liegen. Das Handwerkerzentrum ist auch ein von der EU geförderter Treffpunkt junger Naturfreunde aus der Region, von daher der Wunsch nach einer nachhaltigen Beziehung zu Naturfreunden aus Deutschland. Nach dem wir das Anliegen verstanden hatten, sagten wir unsere Mithilfe bei der Suche geeigneter Partner zu.
Bevor wir zur Unterkunft zum Hotel „Prie Zemenos“ nach Kaltanenai aufbrachen, stand noch ein Abstecher zu Holzbildhauer Jakstas auf dem Programm. Dort konnten wir die Vollendung seiner Komposition anlässlich des 100 jährigen Wiederkehr der Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung Litauens im Jahr 1918 bestaunen.
Samstag, 13.10.2018
Beste Oma 2018 und Besuch beim Maler und Musiker Pranskus
An diesem Samstag wurde in der Gemeinde der Wettbewerb „Beste Oma 2018“ ausgetragen. Zu unserem Verständnis wurde uns erklärt, dass bei der Zugehörigkeit zur Gemeinde immer auch die Dörfer zu verstehen sind die zum Kirchort Reskutenai gehören. In soweit versteht sich der Dorfverein Reskutenai als kulturelles Zentrum der Gemeinde.
Es war ein toller Wettbewerb. Uns Gästen kam die ehrende Aufgabe zu die Jury zu bilden. Da wir dies bereits in früheren Wettbewerben übernommen hatten, waren wir bereits ausreichend qualifiziert.
Drei Bewerberinnen gingen ins Rennen. Unterstützt von ihren Kinder und Enkeln oder auch ihren besten Freundinnen. Es gab eine klare Siegerin unter drei gleichwertigen Bewerberinnen. Als Preis konnte sie ein fast neues Fahrrad in Empfang nehmen.
Das Gemeindefest wurde auch von offizieller Seite gut angenommen. Vertreter des Landkreises und der Polizei waren gekommen und hielten Grußworte. Wir erlebten eine lebendige dörfliche Gemeinschaft.
Der Maler und Musiker Pranskus ließ es sich nicht nehmen, die Gäste aus Erfurt zu sich nach Hause
einzuladen. Bei Tee und Kuchen gab es sehr angenehme Gespräche. Ausführlich schilderte er seine schwere Kindheit. Sein Vater wurde wegen angeblicher Kollaboration von stalinistischen Gefolgsleuten erschossen. Zusammen mit seiner Mutter kam er in Zwangslager in Sibirien. Aus diesen flohen sie und kam dank glücklicher Umstände wieder zurück in ihre Heimat. Dort mussten sie sich noch weitere Jahre verstecken, denn sie waren illegal. Erst nach dem Tode von Stalin wurden sie wieder rehabilitiert und konnten wieder offiziell in Litauen leben, lernen und arbeiten. Diese Schilderung ist uns allen noch lange nachgegangen.
Den Tag ließen wir dann im Hotel in Kaltanenai bei einem gutem Svyturys Extra ausklingen.
Sonntag, den 14.10.2018
Abschied von Reskutenai
Nach einem guten Frühstück im Hotel hieß es die Koffer packen und die Rückreise nach Vilnius antreten. Zuvor ging es aber erst einmal wieder nach Reskutenai, wo wir an dem Sonntagsgottesdienst der Gemeinde teilnahmen. Nach dem Gottesdienst gab es noch einige kurze Kontakte und Gespräche mit den Dorfbewohnern. Ein obligatorisches Abschiedsfoto durfte nicht fehlen. Dann ging es zurück nach Vilnius.
Für Frank Greßler und Babett Kadvany war hier in Vilnius der offizielle Teil des Besuches beendet. Ihren Rückflug hatten sie für Montag gebucht.
Montag, 15.10.2018
Besichtigung des Familienferienobjektes
Zusammen mit der Leiterin des Familienzentrums Rimante Eidukeviciute und unser Dolmetscherin besichtigte ich das Familienferienobjekt des Familienzentrums nahe Sivintos. Das Anwesen ist im Eigentum des Familienzentrums. Auf dem Gelände steht ein Bauernhaus nebst Nebengebäuden. Auf einer ca. 6 ha großen Fläche stehen noch fünf Holzhütten, die als Familienunterkünfte genutzt werden.
Der Standard ist stark entwicklungsbedürftig. Seitens des Familienzentrums kann man sich vorstellen, diesen Ort zu entwickeln. Derzeit fehlt jedoch dafür die notwendige personelle Voraussetzung.
Seitens des Fördervereins habe ich signalisiert, dass wir das Familienzentrum bei der Entwicklung dieses Ferienzentrums im Rahmen unseres Zeltprojektes unterstützen könnten. Voraussetzung wäre ein schlüssiges Entwicklungskonzept und Anträge zur Unterstützung partieller Maßnahmen aus diesem Konzept.
Während der Hin- und Rückfahrt habe ich mit der Leiterin des Familienzentrums noch einmal über unsere weitere Hilfeleistungen gesprochen. Dabei wurde auch noch einmal das Antragsverfahren besprochen. Es wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass bei unseren Arbeitsbesuchen gegebene Mittelzusagen der schriftlichen Antragsstellung noch bedürfen. Ansonsten gilt, dass das Familienzentrum jederzeit Anträge stellen kann, doch erst die Entscheidung des Fördervereins abwarten sollte, bevor das Vorhaben gestartet wird.
Die Leiterin des Familienzentrums sichert dem Förderverein zu, diese Problematik noch einmal in ihrem Mitarbeiterinnenteam zu vertiefen.