Arbeitsbesuch des Vorstandes in Vilnius und Svencionys 26.09. bis 30.09.2022

Nach den Einschränkungen durch die geltenden Coronamaßnahmen, war es in diesem Jahr wieder möglich, unseren Arbeitsbesuch des Vorstandes in Litauen zu planen. Begleitet wurde unsere Gesprächsreise von dem Fahrradteam um den Teamleiter Thomas Daniel. Dieses Team startete bereits am Samstag, den 24.09.2022 und kam am Sonntag in Vilnius an. In Vilnius verstärkte das Fahrradteam unsere Vilniuser Übersetzerin Ona Selevic. Das Fahrradteam setzte seine Fahrt nach Kaltanenai fort, wo sie die Möglichkeiten von Unterstützungsleistungen beim Aufbau und Betrieb einer Fahrradwerkstatt erkunden wollten. Zwei Spezialisten der Kreisverkehrswacht Sömmerda verstärkten die Bemühungen des Teamchefs durch Schulungen und praktische Übungen rund um das Fahrrad (lesen Sie dazu auch den Beitrag „Fahrradteam“). Bei allen Begegnungen war der verbrecherische Krieg Putins in der Ukraine Thema. Wir spürten die Sorgen aber auch die große Wachheit bei unseren Freunden über das was zu ihrer und unserer Sicherheit passiert. Durch diesen Krieg ist vieles nicht einfacher geworden. Vor allem Familien mit Kindern und alte Menschen brauchen Hilfe und Zuwendung. Die Sozialsysteme sind bei Weitem nicht so belastbar, wie wir es in Deutschland kennen. Wir dürfen und wollen diesen Umstand niemals außer Acht lassen. Bereits am Samstag, den 24.09.2022 gab es ein Wiedersehen mit der Familie Stankeviciai. Es gab viel zu besprechen. Man wird weiter in Kontakt bleiben und wenn nötig auch Hilfe organisieren.

Montag, 26.09.2022

Am Vilniuser Airport warteten, die bereits in Vilnius mit dem Auto angekommenen Andreas Malur und seine Frau Maria auf seine Vorstandskollegen Jörg Kallenbach und Dr. Frank Greßler und Babett Kadvany. Das Empfangskomitee wurde komplettiert durch die Leiterin Familienhilfe Dalia und Jurgita Grusaite vom Familienhilfecentrum „Pal. Jurgio Matulaicio“ in Vilnius.

Nach dem die Lufthansa-Maschine mit ca. 40-minütiger Verspätung eingetroffen war gab es eine kurze Begrüßung, ein Auto wurde gemietet und dann ging es gleich zu unserem ersten Programmpunkt, das Familienferienobjekt in Vindeikiai. Nach einer ca. einstündigen Fahrt vom Flughafen nach Vindeikiai konnten wir uns vom bereits Geschaffenen überzeugen.

Mit unserer maßgeblichen finanziellen Unterstützung konnte der Pavillon fertiggestellt werden. Das Familienzentrum dankte dem Förderverein für dessen großherzige Mithilfe. Anschließend besichtigten wir das gesamte Areal. Neben den Zelten befinden sich noch fünf Holzhütten auf dem Gelände. Man möchte diese in Eigenleistung sanieren. Geplant sind pro Hütte ca. 700 €. Der Vorstand konnte sich davon überzeugen, dass dieser Ort intensiv von Familien mit Kindern und Jugendgruppen genutzt wird. Zum Abschluss gab es noch einen kleinen Imbiss, bevor sich unsere Wege vorerst wieder trennten.

Unser nächstes Ziel war Kaltanenai, wo wir 18:00 Uhr eintreffen sollten. Wir schafften es gerade bis 19 Uhr. Vor dem Hotel warteten schon das komplette Fahrradteam, der Leiter des Tourismuszentrums Kaltanenai, Kestutis Lisauskas, die Direktorin des Gynasiums in Svencionys Rima Razmiene sowie Jane Petkuniene mit ihrem Sohn Antanas. Schnell bezogen wir unsere Zimmer, denn 19:30 Uhr empfing uns der Landrat der Region Svencioniu, Rimantas Klipcius zu einem Abendessen und einen Austausch von Ideen, Vorhaben und Wünschen. Es wurde ein sehr aufschlussreicher Abend. Vor allem konnten einige Irritationen zwischen den Tourismuszentrum und Fahrradteam ausgeräumt werden. Der Landrat überraschte uns mit seiner offenen und werbenden Art sowie der Bereitschaft Kinder- und Jugendprojekte fördernd zu begleiten. Schulen und Tourismuszentren sind gefragt, solche Initiativen und Projekte ins Leben zu rufen, auch ein Neustart eines Fahrradprojektes wurde ins Auge gefasst. An diesem Abend lernten wir mit Rima Razmiene eine sehr engagierte Pädagogin und Schuldirektorin kennen. Sie spricht perfekt deutsch und war somit eine wertvolle Hilfe, die bei den schwierigen Gesprächen am Montagvormittag zwischen dem Fahrradteam und dem Leiter des Tourismuszentrums entstandenen Missverständnisse auszuräumen und unser Anliegen und unsere Förderphilosophie verständlich zu machen. Der Landrat und der Tourismusleiter sagten zu, über unseren Ansatz erneut nach geeigneten Projekten für junge Menschen zu suchen.

Dienstag, 27.09.2022

Für 8:00 Uhr war das Frühstück vorgesehen. Um 9:30 Uhr ging es zum Tourismuszentrum, wo wir vom Leiter der Einrichtung Kestutis Lisauskas begrüßt wurden. Erstaunt und wohlwollend nahmen wir wahr, dass der Landrat sich auch für diesen Termin Zeit genommen hatte. Herr Kestutis stellte uns die Ferienbildungseinrichtung vor. Bei einem Rundgang durch das Zentrum wurde uns auch klar, dass eine Fahrradwerkstatt hier nicht der richtige Ort sein kann. Kestutis versprach aber, sich dieses Themas noch einmal anzunehmen, denn Fahrräder werden gebraucht.

Als nächster Besuchspunkt war das Zentrum für traditionelles Handwerk in Resutenai vorgesehen. Fast pünktlich trafen wir ein und wurde herzlich von der Direktorin des Handwerkerzentrums Jane Petkuniene begrüßt.

Im Gebäude erklang das Akkordeon und der Chor sang zur Begrüßung. Es war wie immer – herzlich, ehrlich. Wir trafen uns bekannte Freunde. Ganz nebenbei erfüllten wir den Wunsch der langjährigen Vorsitzenden des Dorfvereins Reskutenai bei der Findung einer jüngeren Nachfolgerin. Alle schauten zu Daiva Kajeniene (Bild Mitte) und hörten das ersehnte Ja. Spontan gab es eine Abstimmung und die anwesenden Vereinsmitglieder stimmten einstimmig für ihre neue Vorsitzende Daiva.

Im Gebäude erklang das Akkordeon und der Chor sang zur Begrüßung. Es war wie immer – herzlich, ehrlich. Wir trafen uns bekannte Freunde. Ganz nebenbei erfüllten wir den Wunsch der langjährigen Vorsitzenden des Dorfvereins Reskutenai bei der Findung einer jüngeren Nachfolgerin. Alle schauten zu Daiva Kajeniene (Bild Mitte) und hörten das ersehnte Ja. Spontan gab es eine Abstimmung und die anwesenden Vereinsmitglieder stimmten einstimmig für ihre neue Vorsitzende Daiva.

Danach ging es die 11 km zurück nach Svencionis zum Besuch des dortigen Gymnasiums. Die Direktorin Rima begrüßt uns und zeigte ihre Schule. Man sah ihr an, dass sie sehr stolz auf das war, was sie uns zeigte. Das Gebäude, die Ausstattung, alles auf dem Stand der Zeit. Das Klima in der Schule zwischen Schüler, Lehrer, Besucher war entspannt, jugendlich, offen, freundlich, höflich. Es war munter aber kein Lärm, keine Schmierereien an den Wänden, keine Müllecken. Diese Schule wurde 2017 renoviert. Höhepunkt des Besuches war eine Diskussionsrunde mit Schülern. Die Jugendlichen sprachen von ihrem Alltag als Schüler, von ihren Berufszielen, ihren Hobbys. Besonders einen Jungen sollten wir uns merken, er wollte unsere Meinung zu Zukunft sogenannter Teilchenbeschleuniger wissen und er vertrat die Auffassung, dass durch Schlaf wertvolle Zeit für die Wissenschaft verloren geht.

Gegen 14:15 Uhr verließen wir das Gymnasium und stärkten uns im Restaurant der Kleinstadt für die noch ausstehenden Besuchspunkte.

Um 15:00 Uhr begrüßte uns der Produktionsleiter der ortansässigen Kräuterteefabrik zu einem Rundgang. Vorschriftsgemäß verkleideten wir uns und wurden über die besonderen Verhaltensregen belehrt. Wir erfuhren, wie die verschiedenen Kräuter aus allen Teilen der Welt verarbeitet werden. Mühsam sortieren Frauen Berge von Kräutern, am Ende konnten wir den fertigen Tee bzw. die Teemischungen sehen. Da jeder von uns Tee im Gastgeschenk vorfindet, kann man selbst die Qualität beurteilen und schmecken.

Um 17:00 Uhr führten wir ein abschließendes Gespräch im Landratsamt. Nicht ohne Stolz zeigte uns der Landrat ein Video mit der Präsentation dieses Landkreises. Die Leiterin des Sozialamtes berichtete über die Arbeit ihres Amtes. Der Landkreis hat ca. 29.000 Einwohner. Dementsprechend sind auch die sozialen Einrichtungen nicht so zahlreich. Die Zusammenarbeit mit den nichtstaatlichen Einrichtungen und Trägern entwickle sich positiv, so die Leiterin des Amtes. Zum Abschluss des Besuches gab es noch das große Gruppenfoto. Dr. Greßler dankte dem Landrat und seiner Mannschaft für die herzliche Aufnahme und die persönliche Begleitung an diesen beiden Tagen.

Gegen 18:00 Uhr endete dieser sehr interessante und erlebnisreiche Besuchstag bei Freunden und es ging zurück nach Vilnius. Die Übernachtung erfolgte fast wie immer im Hotel Novotel auf dem Gediminas Prospekt.

Mittwoch, 28.09.2022

Dieser Tag war ganz für den Besuch und der Erfahrungsaustausch im Sozial- und Familienhilfezentrum „Pal. Jurgio Matulaicio“ in Vilnius vorgesehen. Um 11:00 Uhr traf die Vorstandsgruppe des Fördervereins im Zentrum ein und wurde herzlich von den leitenden Mitarbeiterinnen, Rimante Eidukeviciute, Skirmante Kukuraitiene und Dalia Beliukeviciute des Zentrums begrüßt.

Die sich anschließende Arbeitsberatung war vom Team des Hilfezentrums sehr gut vorbereitet worden. Anhand einer Power Point Dokumentation wurde das letzte Förderjahr vollständig dokumentiert. Diese Art der Berichterstattung war für uns neu und ist das Verdienst der Projektkoordinatorin im Familienhilfezentrum, Elena Apyniene.

Seitens des Fördervereins wurde auch die gute Kommunikation im vergangenen Jahr hervorgehoben. Der Förderverein war zu jeder Zeit über den Stand einzelner Maßnahmen informiert. Die monatlichen Videokonferenzen haben sich bewährt und werden weiterhin von beiden Seiten gepflegt. Die Schwerpunkte unserer Unterstützung sind auch in den nächsten Jahren direkt Hilfen für Kinder aus einkommensschwachen Familien, auf den Familienferienprogramm und der Unterstützung des Jugendtreffs „Sofke“.

Zum anschließenden gemeinsamen Mittagsessen kamen auch Kinder und deren Mütter, die von dem Förderverein unterstützt werden. Es ergaben sich gute zwanglose Gespräche und wir konnten dabei vieles über die aktuelle Situation im Land erfahren. Dr. Greßler bemerkte im Anschluss an diese Zusammenkunft, dass die Spenden direkt und gut ankommen. Dank der professionellen Begleitung der Hilfeempfänger durch das Familienhilfezentrum, kann für Kinder zielgenaue Hilfen organisiert werden.

Anschließend stand noch ein Besuch im Jungendtreff „Sofke“ auf dem Programm. Wir erlebten eine muntere Schar junger Menschen, die zeigten, was sie alles in diesen Räumen auf die Beine stellen. Die Räume wurden auch mit unserer Unterstützung durch die Jugendlichen selbst saniert. Sie haben Videoclips zu Jugendthemen gefertigt, die Ferienfreizeit in Vindeikiai geplant und organisiert und auch die Freizeit mit ihren Freunden im Treff verbracht. Ein ganz „normaler“ Jugendtreff und dennoch etwas anders, denn die Sozialarbeiter legen sehr viel Wert auf Toleranz und Rücksichtnahme. Dank unserer Unterstützung konnten vier Jugendliche an einem Jugendtreffen in Taize teilnehmen. Von diesem Erlebnis erzählten sie uns voller Stolz.

Am Abend hatte dann der Vorstand unsere Partner aus dem Familienhilfezentrum zu einem Ausklang in einem Lokal „ihrer Wahl“ eingeladen. Man traf sich in der schönen Vilniuser Altstadt in einem litauischen Restaurant und verlebte gemeinsam noch ein paar schöne Stunden. Rimante und Jurgita vertraten das Zentrum und nahmen noch einmal den Dank für die gute und inhaltlich stimmige Vorbereitung dieses Treffens entgegen. Rimante sichert dem Förderverein zu, noch in diesem Jahr die Liste mit den Bitten und Wünschen zu aktualisieren und danke dem Förderverein für die große und wertvolle Hilfe in schwieriger Zeit. Spät am Abend erschien in dieser Runde noch ein guter alter Bekannter, Tomas. Bereits am Vormittag begegneten wir unserem langjährigen Freund Linas Kukuraitis, Mitglied des litauischen Parlaments, im Sozialzentrum.

Donnerstag, 29.09.2022

Kaunas, Kulturhauptstadt Europas 2022 war das Ziel unseres Besuches an diesem Tag. Dank eines bestehenden Kontaktes zu einer Deutschlehrerin an einem Gymnasium in Kaunas war die Besuchsvorbereitung erheblich erleichtert. Asta Urbonaite unterrichtet das Fach Deutsch an dem Valdas Adamkus Gymnasium in Kaunas. Dort trafen wir um 11:00 Uhr ein. Wieder wurden wir äußerst positiv von dem Schulgebäude, dem Ausstattungsstandard und dem Klima im Schulgebäude überrascht. Noch mehr überrascht wurden wir von der nach dem Rundgang stattgefundenen Gesprächsrunde mit Schülern. Thema sollte Europa sein, aber es wurden auch andere Themen angesprochen. Es kam zu einem offenen Dialog zwischen den Gästen und den Schülern.

Nach dieser Gesprächsrunde verabschiedeten wir uns aus der Schule und setzten den Kaunas-Besuch mit einem kleinen Stadtrundgang fort. Nach endlich gefundenem Parkplatz im Altstadtzentrum führte uns Asta an den Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbei. Leider war das Wetter nicht besonders freundlich zu uns, so dass der Besuchsplan deutlich abgeändert wurde. Aufgrund des langanhaltenden Regens verweilten wir etwas länger in einem sehr schönen Altstadtrestaurant gegenüber dem Rathaus. Bei gutem Essen und vertiefenden Gesprächen verbrachten wir die Zeit bis 16:30 Uhr, wo sich Familie Malur aus dieser Runde verabschiedete und nach Klaipeda fuhr, um mit der Fähre zurück nach Deutschland zu fahren. Nach einem Museumsbesuch und einem Stadtrundgang in Kaunas ging es für die verbliebenen Vorstandsmitglieder und deren Begleitung zurück nach Vilnius, wo am Freitagvormittag der Besuch bei der Konrad-Adenauer-Stiftung angesagt war. Danach ging es zum Flughafen und zur Lufthansa-Maschine nach Frankfurt.

Freitag, 30.09.2022

Besuch bei der Konrad Adenauer Stiftung in Vilnius (Bericht Jörg Kallenbach)

Am Freitag, 30.09.2022, 10:00 bis 11:15 Uhr führten wir ein Gespräch im Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) Vilnius mit deren Leiterin Frau Fausta Simaityte und einem Praktikanten zur politischen Lage in Litauen.

Zu Beginn des Gesprächs erläuterte Dr. Frank Greßler kurz die Arbeit des Fördervereins.

Frau Simaityte berichte uns, dass 70% der litauischen Schüler als zweite Fremdsprache Russisch wählen. Um für Deutsch als zweite Fremdsprache zu werben, lief in der Woche unseres Besuchs eine Kampagne in Litauen, die von der KAS unterstützt wurde. Die Rolle Deutschlands im 2. Weltkrieg spielt bei der Beliebtheit der deutschen Sprache keine Rolle.

Das Vertrauen der Bevölkerung in politische Parteien ist nicht sehr ausgeprägt. Politische Bildung ist eine wichtige Aufgabe. Die KAS sucht vor allem erfolgreich die Zusammenarbeit mit politischen Jugendorganisationen. Die maßgeblichen politischen Parteien Litauens sind sich in der konsequenten Ablehnung des russischen Überfalls auf die Ukraine einig. Dieses Thema dominiert derzeit in Litauen die Außen- und Innenpolitik. Frau Simaityte verwies auf die erhöhte Dringlichkeit, jetzt verstärkt die Ukraine mit Waffen zu unterstützen.

Die KAS hat in Vilnius vielfältige Verbindungen zu politischen Experten und kann diese Kontakte auch nutzen, um solche Experten zu Tagungen nach Thüringen zu vermitteln. Herr Kallenbach sagte zu, diese Möglichkeit mit der Leiterin der KAS-Geschäftsstelle in Erfurt zu erörtern.

Fazit des Vorsitzenden Dr. Frank Greßler: Es war ein arbeitsreicher und erkenntnisreicher Besuch in Vilnius und Svencionys. Dieser Besuch bestärkt uns in der Aussage, dass unsere Hilfe ankommt, ganz konkret und dass es sich lohnt, weiter für Kinder und Jugendliche in schwierigen Zeiten Spenden zu erbitten.

f.d.R.
Andreas Malur
21.10.2022